Einwegflaschen/Einwegpflanzen

Hybridpflanzen: Die „Einwegpflanzen“ der Landwirtschaft

Eine Information von „Naturata“

Hybridpflanzen: Neben Einwegflaschen nun auch Einwegpflanzen

Eine schöner als die andere.  Alle gleich – gleich groß, gleich rund, gleich rot und alles Hybriden. So liegen sie im Laden, die Tomaten, die sich gleichen wie ein Ei dem anderen. Auch im Bio-Laden ist das eher der Normalfall anstatt die Ausnahme. Nun fragen sie sich sicher, warum das ein Problem ist.

Dazu eben erst eine kurze Erklärung, was Hybriden eigentlich sind:

Hybriden sind Pflanzen, bei denen die Elternlinie über Generationen hinweg durch erzwungene Selbstbefruchtung reinerbig gemacht wurde. So können zuverlässig bestimmte Eigenschaften an die Nachkommen weiter gegeben werden. Durch die Kreuzung zweier solcher Inzuchtlinien werde so genannte F1-Hybriden mit den gewünschten Eigenschaften gewonnen, welche als Saatgut verwendet werden. Doch schon in der zweiten Generation verlieren sich die Eigenschaften wieder vollständig. Da sich bei der Herstellung von Hybridsaatgut die Elternlinien nicht selber befruchten dürfen, müssen männliche Samen entfernt werden. Dies ist nur mit sehr viel Aufwand möglich, sodass die Wissenschaft auch hier nach einer Lösung des Problems suchte und fündig wurde. Durch Zellfusion wird männliche Sterilisation erreicht. Die Pflanze wird hier also gentechnisch stark verändert, weshalb der Demeter-Bund die „CSM-Hybriden“ bereits 2005 verboten hat.

Nun ist deutlich, was eine Hybridpflanze ist. In der Landwirtschaft werden diese je nach Gemüsesorte zwischen unglaublichen 60 und 100 Prozent verwendet. Die Hybriden versprechen den Bauern gute Erträge, beständigeres Aussehen und so besser vermarktbares Gemüse und Früchte. Doch schnell wird auch die Kehrseite deutlich. Dadurch, dass die Eigenschaften schon in der zweiten Generation verloren gehen, muss Jahr um Jahr neues Saatgut gekauft werden. Mit einem Schlag sind die Landwirte vollkommen abhängig von den Saatgut-Multikonzernen. Die Pflanzen sind zur Nachzüchtung nicht geeignet, sodass man sie kurz und knapp als Einwegpflanzen bezeichnen kann. Der Forschungsring für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise (Demeter) kritisiert darüber hinaus die geringere Vitalkraft der Hybridpflanzen.

Bio-Pflanzen dagegen sollen fruchtbar sein und sich fortpflanzen, um die guten Eigenschaften weiter zu geben. Die Bio-Landwirtschaft verfolgt das Ziel, die natürliche Vielfalt zu wahren und zu fördern. Die Pflanzen wachsen angepasst an Boden und Klima der Region, so wie es den natürlichen Bedürfnissen entspricht. Obwohl dies die Basis darstellt, geht die EU-Öko-Verordnung nicht näher auf die Saatgutzüchtung ein. Demeter ist der einzige Anbauverband, der Hybridsaatgut zum größten Teil vollkommen verbietet und die Vermehrung des Saatgutes auf Demeterhöfen untersagt. Und so steht auch Naturata der Hybridzüchtung nicht positiv gegenüber. Das Problem ist aber, dass auf dem Markt noch nicht alle Samen in Demeter-/Bio-Qialität erhältlich sind und eine Züchtung dieser sehr langwierig und teuer ist.

Biologisches Saatgut ist Kulturgut und beruht wie auch Hybridsaatgut auf jahrelanger, gewissenhafter Züchtung. Züchtung ist also in dem Sinne keineswegs negativ zu sehen. Erst die Züchtung und der bedachte Anbau haben unserer Gesellschaft zu einem enormen Entwicklungssprung verholfen. Doch bei der biologisch-dynamischen Züchtung wird aus dem Verständnis des Lebendigen im Einklang mit der Natur gehandelt und nicht gegen sie. Die natürlichen Talente einer Pflanze werden gewissenhaft hervorgekitzelt, wobei die Züchtung nicht im Labor, sondern in natürlichen Zuchtgärten betrieben wird. Die sorgsamen Beobachtungen der Züchter führen zu dem Ergebnis samenfester und gesunder Pflanzen, welche uneingeschränkt reproduktionsfähig sind. Diese bedachte Entwicklung der Pflanzen steht in Gegensatz zur übertriebenen Hybridsaatgutzüchtung konventioneller Betriebe.

Das Fazit einer Forschungsarbeit zu dieser Thematik ist erschreckend: mit der Zeit werden wohl alle herkömmlichen Hybridsorten durch die noch stärker veränderten CMS-Hybrid-Sorten ersetzt . Dass es erst gar nicht so weit kommt, dafür sorgen wir, Naturata, und zahlreiche Züchter und Saatgut-Initiativen vor allem aus dem biologisch-dynamischen Bereich. Schon seit 2008 spenden Naturata-Fachgeschäfte und Partnerläden 0,3 Prozent ihres Obst- und Gemüse-Umsatzes für biologisch-dynamische Pflanzenzucht im Rahmen der Fairbreeding-Initiative. Gemeinsam setzen sich alle dafür ein, um in Zukunft noch mehr qualitativ hochwertige, gesunde Gemüsesorten verkaufen zu können. Und die Unterstützung ist dringend notwendig, da die Gelder für die ökologische Pflanzenzüchtung bei weitem nicht ausreichen. Die Züchtung ist ein sehr langer Prozess, der mindestens fünf bis acht Generationen dauert. Die Kraft dafür bringen die Landwirte zum größten Teil selber auf. Aber sind wir nicht alle dafür verantwortlich?

Naturata unterstützt seit über 20 Jahren unter anderem 25 Landwirte einer Demeter-Erzeuger-Gemeinschaft in Süddeutschland. Im Kampf gegen die Hybridzüchtung engagieren sich die Bauern für eine gesunde und vor allem nachhaltige Landwirtschaft. Angepflanzt wird samenfester Dinkel, welcher für die hochwertigen Naturata Dinkel-Nudeln verwendet wird.

Den Gegebenheiten der heutigen, modernen Landwirtschaft kann man nur mit einem Kopfschütteln begegnen. Ist es doch die größte Selbstverständlichkeit natürliche Vielfalt zu säen und gesundes Gemüse zu ernten. Dafür stehen wir.

http://www.naturata.de/wordpress